Diese Frauen werden meist im Teenageralter ungewollt schwanger. Treibende Kräfte, das Kind auf die Welt zu bringen, sind vor allen die Hoffnung, in der Mutterschaft eine Identität zu finden und das Bestreben, diese Rolle besser auszufüllen als sie es in der Verbindung zur eigenen Mutter erleben oder erlebt haben.
In den meisten Fällen ist von vornherein klar, dass der Kindesvater nicht die Verantwortung für ein Familienleben übernehmen wird. Nur einzelnen Müttern gelingt unter diesen Umständen die räumliche Trennung von der Herkunftsfamilie, die meisten bleiben mit dem Kind innerhalb derselben.
Trotz der Vorbereitungen ist das Leben mit dem Säugling dennoch eine Überraschung für die jungen Frauen und die wenigsten bringen die Ausdauer auf, das Kind vorwiegend selbst zu versorgen und zu betreuen. Der Wunsch, das vorherige, freiere Leben weiterführen zu können, wird nach einiger Zeit wieder stärker, ebenso die Sehnsucht nach einem Partner, der beide, sie und das Kind, "retten" möge aus der zwangsläufig vorhandenen Abhängigkeit von den Eltern und im Sinne einer Realisierung eines eigenen Lebensentwurfes.
Die Gefühlssituation der meisten besteht in einem Pendeln zwischen der Liebe und Aufopferung für das Kind und der Schuldzuweisung an das Kind, ihr Lebensglück zu verhindern.
Das Anliegen, mit welchem diese Zielgruppe zum Erstgespräch kommt, ist meist ein sekundäres, welches die eigentliche Problematik zunächst noch verschleiert.
Für die Beraterin ist es wichtig, diesem dennoch Raum und Bedeutung zu geben um mit der Frau in Beziehung zu kommen.
Ein weiterer Schritt besteht darin, das Szenario und Beziehungsgefüge, in welchem die Frau lebt, bildhaft zu entwerfen, die Bedeutung der einzelnen Personen um sie herum zu gewichten und ihre Position darin zu definieren um dann mit ihr zu klären, wohin sie gelangen möchte.
Gemäß der Sinnhaftigkeit können einzelne Bezugspersonen, sei es die Mutter, die Eltern, oder der Kindesvater zur Beratung hinzugezogen werden, um zu klären, welche Unterstützungen für die Frau und das Kind wichtig sind und welche sie bereit sind ohne Überforderung zu leisten.
In der Arbeit mit der Frau steht im Vordergrund, sie aus dem Gewirr an Gefühlen und Einfluss nehmenden Kräften herauszubegleiten, so dass sie die Realität mit all ihren Anforderungen und Möglichkeiten erkennen und akzeptieren, und dementsprechend für sich und das Kind Entscheidungen treffen kann.
Im Gelingen dieser Schritte erlebt sie jenen Zuwachs an Selbstwertgefühl und Stärkung, den sie sich ursprünglich mit der Entscheidung für das Kind gewünscht hat.
Der Identitätswunsch und die persönlichen Motive in Verbindung mit der Familiengründung sind bei dieser Zielgruppe die gleichen, die Vorstellungen, besonders was die Beteiligung des Kindesvaters betrifft, weichen jedoch meist stark von der Realität ab.
Zur eigenen Überforderung im Alltag mit dem Säugling/Kleinkind gesellt sich die Unzufriedenheit mit der unerfüllten Vorstellung von Gemeinsamkeit.
Hinzu kommt noch der meist unerwünschte Einfluss der Schwiegereltern, wodurch es für die Frauen schwierig ist, deren Unterstützung, auch bei der Betreuung des Kindes, anzunehmen.
Die Beziehung zum Kind gerät dadurch in das Spannungsfeld der Partnerschaftsproblematik, bei welcher die meist divergenten Familienideologien der Herkunftsfamilien eine große Rolle spielen.
Der Beitrag des Partners wird zwar eingefordert doch zugleich als Einmischung bzw. als Störung der Mutter-Kind-Beziehung erlebt.
Die Beratung erfolgt vorzugsweise mit dem Paar. Idealvorstellungen und Internalisierungen von familiären Werten, welche im Alltag nur bruchstückhaft in Form von Vorwürfen ausgedrückt werden, können in diesem Rahmen leichter kommuniziert und reflektiert werden. In diesem Prozeß entsteht schrittweise ein eigenes, gemeinsames Konzept über die Bewältigung der Lebensaufgaben, welches von beiden dann auch mitgetragen werden soll.
Die Beziehungen zu den Eltern, Schwiegereltern werden thematisiert um die Unterstützungsmöglichkeiten zu erkennen ohne der Angst, deren Einflüssen gänzlich ausgeliefert zu sein.
Positive Effekte der Paar- bzw. Elternarbeit bestehen darin, dass das Kind die Chance erhält, ohne Loyalitätskonflikte aufzuwachsen und sich im elterlichen Handeln orientieren kann.
Die jungen Eltern selbst vollziehen in dieser Weise notwendige Reifungs- und Ablösungsschritte zu Gunsten einer freieren, ihnen gemäßeren Zukunftsgestaltung.
Nach Jahren der Familiengründung, wenn die Kinder bereits selbstständiger sind, treten in der Partnerschaft häufig Konflikte auf. Männer wie Frauen fühlen sich emotional vernachlässigt, Frauen hadern mit der unbedankten Versorgungsrolle und dem Verlust an Chancen in beruflicher und sonstiger Hinsicht, Männer neigen zu außerehelichen Beziehungen, in denen ihre Bedürfnisse scheinbar mehr erfüllt werden. Die eigene Unzufriedenheit wird trotz des ehemaligen bewußten Entschlusses zu dieser Lebensform dem/der Partner/in vorgeworfen. Die Vorwürfe lassen sich auch nicht entkräftigen, da sie aus der Quelle der Versäumnisse und Veränderungswünsche stammen.
Wenn die Konflikthaftigkeit für die Kinder spürbar wird, reagieren sie mitunter ängstlich und verunsichert, ob ihr bisheriges gewohntes Leben weiterläuft. Dies äußert sich auch in der Parteinahme für den einen oder anderen Elternteil, welche die Eltern dann auch als Bestätigung für die Richtigkeit ihres Standpunktes gerne aufgreifen.
Nachdem die Vorwürfe auf ihren eigentlichen Gehalt zurückverfolgt werden, kann gemeinsam angedacht werden, ob und wie Veränderungswünsche innerhalb der Familie realisiert werden können, sei es im Sinne der Neuorganisation gewisser Aufgaben oder dem Schaffen von mehr Freiräumen für die Paarbeziehung, oder für die Ausübung individueller Interessen.
Das Gefühl der Entfremdung kann in die Erkenntnis umgewandelt werden, dass jedes Familienmitglied sich in den Jahren weiterentwickelt hat und eine neue Kommunikationsbasis gefunden werden muß, welche auch diese Themen mit einbezieht.
Diese Arbeit setzt den Willen aller voraus, sich nicht zu trennen.
Im Zeitalter des Lebensabschnittspartners kommt es häufig vor, dass Kinder aus verschiedenen Beziehungen, zumindest phasenweise, im familiären Kontext aufeinandertreffen und sich dann wieder trennen, wenn andere Partnerkonstellationen sich ergeben. Dies erfordert sowohl für Eltern wie auch für Kinder eine hohe Flexibilität, zumal auch definiert werden muss, wer wo den Hauptwohnsitz hat und wo wer auf Besuch ist.
Wie sehr sich die betreffenden Personen vom Idealbild einer klassischen Familie gelöst haben, spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und Bewältigung von Problemen, bzw. wie gut sich die verschiedenen Beziehungen, insbesondere zu Kindern oder zwischen den Kindern formieren können.
Bei kleineren Kindern bleibt die Mutter meistens die stabile Bezugsperson, welche auch die Verantwortung trägt, räumliche und emotionale Bedingungen schafft, und der neue Partner wird je nach Möglichkeit eine männliche Bezugsperson für die Kinder. Für seine eigenen Kinder soll er idealerweise die Vaterrolle erfüllen, unabhängig davon ob sie gemeinsam oder getrennt leben, was auch Zeit, Energie und finanzielle Mitteln von der neuen Partnerschaft abzieht.
Dies ist ein häufiger Konfliktstoff, wie die damit verbundene Frage nach Bevorzugung/Vernachlässigung.
Die Beratung bezüglich Elternschaft sollte Klarheit darüber verschaffen, in welchem Ausmaß und welcher Art Kinder Zuwendung, Fürsorge in der neuen Konstellation benötigen. Wenn formende Kräfte in der anderen Familiensituation vorhanden sind, die stark Einfluß nehmen und auch genügend Halt geben, ist es nicht sinnvoll dem entgegenzuwirken, vielmehr soll das Angebot einer zusätzlichen liebevollen Beziehung bestehen.
Hingegen für Kinder, die außerhalb keine starken Bezugspersonen haben, ist es unvermeidlich, die Verantwortung für ihr Gedeihen zu übernehmen.
Die Kommunikation aller Beteiligten sollte im Sinne der Kinder möglich sein, doch gemäß den momentanen Bedürfnissen und nicht vergangenheitsbezogen.
Die Beratung bezüglich der Partnerschaft betont die Wichtigkeit, die Loyalität des/der Partners/in immer wieder einzufordern und diese selbst zu gewährleisten. Auch hier liegt der Schwerpunkt in der Gegenwart und eventueller Zukunftsplanung und nicht in der Vergangenheit.
Familiäre Gewalt kann in jeder Phase des Zusammenlebens auftreten, der Boden, auf welchem sie gedeiht, ist jedoch immer die Abhängigkeit, sei es durch die Gebundenheit der Frauen mit kleinen Kindern und/oder durch die nur gemeinsam zu bewältigenden finanziellen Aufgaben, oder bloß durch die Gewaltneigung in der Persönlichkeit.
Der Gewaltbegriff umfaßt dabei physische, psychische und sexuelle Gewalt.
Gewaltopfer sind überwiegend Frauen, häufig auch Kinder, vereinzelt Männer.
Der Kreislauf der Gewalt, welcher sich oft mitunter über lange Jahre erstreckt, besteht aus Phasen der Eskalation, dem Ausbruch, darauffolgenden Schuldgefühlen, denen ruhigere Zeiten folgen können. Die Schuldgefühle des Täters können sich unterschiedlich ausdrücken, sei es, dass die Schuld geteilt wird und dem Opfer ein maßgeblicher Teil aufgeladen wird. Dabei wir auf Kosten der Realitätsverzerrung dem Opfer auch die Schuldeinsicht abverlangt.
Schuldgefühle der Täter können auch in vermehrter Grausamkeit gegen das Opfer abgewehrt werden.
Häufig geschieht die Gewalthandlung unter Alkoholeinfluß, dabei wird die Schuld der Unzurechnungsfähigkeit anheimgegeben und Beteuerungen, es geschehe nie mehr wieder, ersetzen die Verantwortung für das Geschehene.
Beschwichtigungsstrategien wie Geschenke und bekundete Kooperation dienen dazu, dass das Opfer keine Konsequenzen zieht und Hoffnung auf Verbesserung der Beziehung schöpft.
Aus diesen Gründen ist der Kreislauf der Gewalt sehr schwer zu durchbrechen.
Wenn betroffene Frauen dennoch die Beratungsstelle aufsuchen, dann ist ihnen besondere Behutsamkeit zu widmen, weil sie in Gefahr sind und viel Schutz benötigen. Auch ist es schwer für sie zu verkraften, in welch´ einer Misere sie die Jahre verbracht haben und dass es auch kein Wundermittel gibt, gewalttätige Männer zu verändern.
Für die verängstigten Frauen ist es schwer vorstellbar, dass ein Öffentlichmachen der Gewalt mittels Anzeige eine Eindämmung der Gewalt zur Folge haben soll. Auch ist für sie die Tatsache, dass eine Trennung der einzige Ausweg sein soll, nicht leicht akzeptierbar, zumal dieser Schritt doch meist mit der Aufgabe eines nach außen hin funktionierenden Familienlebens und existentieller Sicherheit verbunden ist.
Für die Beraterin ist es sehr schwierig, die Gefahr einzuschätzen und zu beurteilen, wann ein Aufenthalt im Frauenhaus unausweichlich für die Sicherheit der Frau/Kinder wird.
Die Richtigstellung der Realitätsverzerrungen ist eine wichtige Aufgabe im Beratungsprozeß, wodurch die Frau selbst ihre Situation besser einschätzen kann und zu notwendigen Schritten und Veränderungen bereit wird.
Für die Frauen, welche diese Einsichten gewinnen, ist es dann unfassbar,
wenn die strafrechtlichen Konsequenzen bzw. die Folgen der
Gewalthandlungen in der Gewichtung der Scheidungsgründe für den Täter
gering oder gar nicht zu deren Nachteil ausfallen.
Eine für das Gerechtigkeitsgefühl und dem inneren Verarbeitungsprozeß
notwendige Wiedergutmachung für das Erlittene bleibt ausständig.
Auch die Wiedergutmachungsleistung des Täters, welche eine Einsicht in das zugefügte Leiden ermöglichen würde und in weiterer Folge eventuell das Verzeihen des Opfers erwirkt, findet nicht statt.
So segensreich die Möglichkeit der einvernehmlichen Scheidung ist, im Falle vorangegangener ehelicher Gewalt verunmöglicht sie diese wesentlichen inneren Prozesse und die Realitätsverzerrungen in der Schuldfrage bleiben aufrecht.
Die Beraterin muss diese Defizite ausgleichen und stellvertretend mit ihr diese Prozesse durchlaufen, damit die Frau frei wird für einen befriedigenden Neubeginn.
Frauen, die jahrelang in solchen Beziehungen lebten, entwickeln häufig
eine Wehrhaftigkeit, die vom Umfeld als Aggressivität wahrgenommen wird
und welche sie oft auch nach der Trennung beibehalten.
Erst der Hinweis, dass diese Verhaltensweisen nicht mehr sinnvoll,
vielmehr für sie selbst ungünstig sind, läßt sie diese als wesensfremd
erkennen.
Nach einer vollzogenen Scheidung/Trennung läuft die Destruktivität häufig im jahrelangen Obsorgestreit weiter.
Statt das Gewaltpotential als ein nicht akzeptierbares Phänomen einer Therapie/Heilung zuzuführen, wird der Anschein der Normalität durchgekämpft und die krankhaften Anteile in Form von Anklagen/Vorwürfen gegen die Kindesmutter von sich gewiesen.
Die Frauen geraten dadurch häufig vor dem Gericht in eine Rechtfertigungsposition. Das Recht der Väter auf Kontakt mit den Kindern, welches zuvor vehement von ihnen eingefordert wird, kann nach dessen Errungenschaft völlig uninteressant werden, wodurch die Kinder sich im Stich gelassen fühlen. Nicht aber wird ihnen vom Gericht und der Jugendwohlfahrt vorgeschrieben, was dem Kindeswohl entspricht, sondern es scheint als ob die Väter für sich selbst Regeln aufstellen, die ihren momentanen Interessen am besten entgegenkommen, sei es wegen Unterhaltszahlungen, um die Mutter zu schädigen oder die Kinder zu manipulieren.
Die Beraterin nimmt eine aufklärende und zugleich beschwichtigende Position der Frau gegenüber ein, wenn sie diese mit den Realitäten vertraut machen soll.
Ebenso wird sie die Frau stärken, um die Position der Rechtfertigung verlassen zu können und sich den Raum zurückzuerobern, ihre eigenen Wahrnehmungen und Vorstellungen auch öffentlich auszudrücken.
Wie diese Entscheidungen und Entwicklungsprozesse ausgehen, wirkt sich maßgeblich auf die Lebensqualität der Frauen im Alter aus.
Viele sind nach diesen leidvollen Erfahrungen nicht mehr bereit, eine neue Partnerbeziehung einzugehen. Auch das berufliche Weiterkommen ist für sie weniger vorstellbar und auch weniger realistisch. Ebenso ist die Beziehung zu den Kindern geprägt von Loyalitätskonflikten und Abwertungen.
Die Anfälligkeit zu Erkrankungen ist bei ihnen ziemlich hoch, eine vorzeitige Pensionierung ist kaum zu erlangen und die meisten von ihnen leben am Existenzminimum.
Die Beziehung zur Beraterin verkörpert für diese Frauen oftmals das Gute in der Welt, an das sie in all ihren Enttäuschungen nicht mehr glauben konnten, da diese von den Ungerechtigkeiten und ihrer Leidensgeschichte weiß und ihnen beigestanden ist.
Für die Beraterin ist es wichtig, das Streben nach Verbesserung der Lebensqualität zu unterstützen, wie auch das prinzipielle Vertrauen in andere Menschen.
Aus all dem wird ersichtlich, wie gesellschaftsrelevant eine kontinuierliche frauen- und fachspezifische Beratungsarbeit ist, die langfristig individuelle und kollektive Veränderungen begleitet.
Das Konzept einer ganzheitlichen, lebensgeschichtlich orientierten Frauenberatung, welche stets Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen nimmt, wird auf der Homepage der Frauenforums zu Verfügung gestellt.
Das Beratungskonzept können Sie im PDF-Format herunterladen.
Beratungskonzept (32 KB PDF)
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